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Der Deutsche Correspondent, 9.3.1885 Seite 3
Klaus Hekma, ein Mann von etwa 30 Jahren, betrieb in Holland eine Flachsspinnerei, in der er 60 Arbeiter beschäftigte. Er gerieth vor ungefähr Jahresfrist in Geldverlegenheit, und da sein Vater, ein wohlhabender Mann, keine Zuschüsse mehr leisten Wollte, suchte sich der Fabrikant dadurch zu helfen, daß er Wechsel auf den Namen seines Vaters fälschte und verausgabte. Als die Sache ruchbar wurde, ergriff der junge Hekma die Flucht und kam vor etwa 9 Monaten nach Amerika. Die holländischen Behörden wendeten sich an die hiesigen Bundesbehörden mit der Bitte um Festnahme und Auslieferung des Flüchtlings, doch war dessen hiesiger Aufenthaltsort unbekannt, so daß Hülfs-Bundesmarschall Bernhard, dem man die Sache übertrug, denselben nicht auszufinden vermochte. Indeß ließ sich dieser umsichtige Beamte vom ersten Mißerfolge nicht abschrecken, sondern spürte seinem Manne nach, bis er demselben auf die Fährte kam. Er ermittelte, daß sich der Entflohene im Westen aufhielt und Briefe nach Holland geschrieben hatte, um seine Famile, Frau und drei Kinder, nachkommen zu lassen. Als die Familie vor Kurzem in New-York ankam, gelang es Hrn. Bernhard, ihr Reiseziel, Grand-Rapids in Michigan, zu erfahren, und dort wurde denn auch der Gesuchte ausfindig gemacht. Es ward nun von einem Bundes-Commissär ein Haftbefehl gegen Hekma ausgestellt, den Hülfsmarschall McDonnell von Grand-Rapids abholte und Samstag nach New-York brachte. Der Arrestant erklärte sich vor dem Commissär bereit, freiwillig nach Holland zurückzukehren, und ward einstweilen im Ludlow-Str.-Gefängnisse eingesperrt, um am nächsten Samstage die Rückreise anzutreten.
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Fundort: Baltimore |
Quelle: Der Deutsche Correspondent, 9.3.1885 Seite 3 |
Einsteller: Rainer Doerry 
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