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Der Deutsche Correspondent, 10.4.1885 Seite 2
+ Gen. Vogel von Falkenstein.
Gen. Ernst Friedrich Eduard Vogel von Falkenstein, dessen Tod das Kabel soeben meldet, war ein Altersgenosse des deutschen Kaisers und galt nächst Moltke für den größten Strategen der deutschen Armee. Er wurde am 5. Januar 1797 in Breslau als der Sohn eines pensionirten preußischen Majors geboren; sein Vater starb arm und ließ die Familie in großer Dürftigkeit zurück. Der junge Vogel v. Falkenstein trat in seinem 16. Jahre als Freiwilliger in die preußische Armee ein, zeichnete sich an der Katzbach aus und wurde zum Fähnrich ernannt. Er zog mit nach Frankreich, und als in der Schlacht bei Montmirail sämmtliche Offiziere seines Bataillons gefallen waren, übernahm der kaum 18-jährige Unterlieutenant die Führung und handhabte das Bataillon so geschickt, daß er noch auf dem Schlachtfelde mit dem eisernen Kreuze belohnt und befördert wurde.
In den Friedensjahren, welche auf die Befreiungskriege folgten, arbeitete er im topographischen Büreau des Generalstabes und widmete sich der Kunst. Einige seiner Oelgemälde erregten die Aufmerksamkeit des Kronprinzen in den dreißiger Jahren, und dieser ernannte ihn später zum Direktor des neugegründeten Instituts für Glasmalerei. In Danzig zeigt man noch ein Kirchenfenster, das von ihm gemalt worden ist. Seine militärische Beförderung schritt nur langsam fort; im Jahre 1848, als er bereits 61 Jahre zählte, hatte er es erst zum Oberstlieutenant gebracht.
Der Schleswig-Holstein. sche Krieg brachte einen Wendepunkt für den alternden Stabs-Offizier. General Wrangel ernannte ihn zu seinem Stabschef, 1855 war er Generalmajor, 1858 General-Lieutenant. Als 1864 der dänische Krieg ausbrach, war er abermals General Wrangel. s, wurde aber bald durch Moltke abgelöst und zum Gouveneur von Jütland ernannt. Nach dem Frieden mit Dänemark erhielt er das Commando über das 7. Armee-Corps. Im Jahre 1866 erhielt endlich der nahezu an der Pforte des Greisenalters stehende Mann seine große Gelegenheit. Er schlug am 27. Juni die dreifache Uebermacht der Hannoveraner, Hessen und Süddeutschen, war mit affenartiger Behendigkeit im Rosgrund, im Mainthal, zog in Frankfurt ein und legte der Stadt eine Kriegs-Contribution von 6,000,000 Gulden auf. Die freien Reichs-Philister jammerten über diese Härte, aber der preußischen Regierung war Falkenstein noch lange nichr hart genug gewesen. Er wurde durch Manteuffel ersetzt, welcher 24,000,000 Gulden herauspreßte.
Falkenstein erhielt eine reiche Dotation, mit welcher er das Gut Dolzig in Schleswig kaufte. Im deutsch-französischen Kriege hat er nur wenig Gelegenheit erhalten, sich auszuzeichnen, da ihm die Bewachung der Nordseeküste anvertraut war. Seitdem hat man wenig von dem greisen Helden gehört; derselbe wurde nur wenig genannt. Am 27. Dezember 1873 wurde er in den Ruhestand versetzt und erhielt den schwarzen Adlerorden.
 
 
Fundort: Baltimore
Quelle: Der Deutsche Correspondent, 10.4.1885 Seite 2
Einsteller: Rainer Doerry  Mail

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