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Der Deutsche Correspondent, 4.5.1885 Seite 3
Tagesneuigkeiten.
Alfred Paraf, der Erfinder des Paraffins und dabei ein berüchtigter Schwindler, dessen ungeheure Betrügereien vor zehn Jahren allgemein von sich reden machten, ist kürzlich, 40 Jahre alt, in sehr ärmlichen Verhältnissen in Lima, Peru, gestorben. Paraf stammte aus einer angesehenen elsässischen Familie in Mühlhausen, erhielt eine vortreffliche Erziehung und verlegte sich auf die Chemie als Fachstudium. Er hatte eine wunderbare Gabe, den praktischen Werth der Entdeckungen im Laboratorium zu erkennen, ehe die Erfinder selbst eine Ahnung davon hatten. Als junger Chemiker besuchte er verschiedene Laboratorien in Paris und lernte eine Anzahl Geheimnisse in Bezug auf Anfertigung verschiedener Farbstoffe, die Fabrikation von Oleomargarin, Amlin zc. Mit Leichtigkeit hätte Paraf, der eine wunderbare Ueberedungsgabe besaß, sich durch Ankauf und Verkauf solcher Patente ein Vermögen erwerben können, er zog es jedoch vor, nach großartigem Maßstab zu stehlen, und rupfte seine nach Hunderten zählenden Opfer dadurch, daß er denselben Patente verkaufte, deren wahre Eigenthümer später Zahlung verlangten. Im Jahre 1868 erschien Alfred Paraf zum ersten Mal in New-York und offerirte einen Farbstoff, den er "Paraf-Schwarz" nannte, seiner Angabe nach denselben Farbestoff, den die französischen Färber in Lyon zum Färben von Seide und Sammet benutzen und der auch für das Färben von Kattunenbesser sei, als irgend ein anderer schwarzer Farbestoff. Er verkaufte verschiedenen Fabrikanten das Recht zur Herstellung ...
--Beschreibung weiterer Betrügereinen ---
...Er tauchte dann wieder in Santiago auf, wo er die Chilenen glauben machen wollte, er könne aus Kupferschlacken Gold herstellen. Im Jahre 1877 wurde er als Betrüger entlarvt, und seine Opfer ließen ihn als Schwindler einsperren. |
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Fundort: Baltimore |
Quelle: Der Deutsche Correspondent, 4.5.1885 Seite 3 |
Einsteller: Rainer Doerry 
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