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Der Deutsche Correspondent, 1.5.1885, Seite 4
Ankunft des "Norddeutschen-Lloyd"-Dampfers "Amerika."
Nachdem der Dampfer am Dienstag-Vormittage am Pier zu Hoboken, N.-J., 425 Passagiere abgegeben und genannten Tages, Nachmittags um 1 Uhr, wieder seeklar geworden zur Weiterreise nach Baltimore, legte der stattliche Dampfer gestern früh um 7 Uhr bereits am Pier Nr. 9 an Locust-Point an, unserem Festlande weitere 5ss Einwanderer überweisend; zusammengewürfelt, wie immer, aus aller Herren Länder - ein modernes Babylon.- Die "Amerika," welche am 15. April Vormittags mit zusammen 958 Passagieren und entsprechender Stückladung in Bremerhaven Anker lichtete, erreichte ...
--Reisebeschreibung--
Als gestorben sind in der Liste des Zahlmeisters Fastenau aufgeführt: am 20. April der 2-jährige Johann Krechawsky an Krämpfen; am 29. April im Alter von 61 Jahren Rikels aus Ostfriesland. Am 22. April, Abends 8 Uhr, sprang der 25 Jahre alte August Müller aus Schmattseifen, Preußen, über Bord, und der U(nglückliche konnte bei dem zur Zeit sehr hohen Seegange und der eingefallenen Dunkelheit halber nicht gerettet werden. Der Bedauernswerthe, welcher von hier die letzte Reise mit der "Hohenstauffen" nach der Heimath gemacht hatte, war in der Umgebung von Baltimore als Farmer thätig gewesen und litt zeitweilig an den Folgen des Säuferwahnsinns.
Ein bedauernswerther Unfall ereignete sich gleich im Anfange der Reise, als das Schiff im Hafen von Southampton vor Anker lag. Bei. m Betreten des Kohlenraums ward der Heizer Jul. Scherden durch eine Partie herabstürzender Kohlen fast gänzlich verschüttet und erst nach längerer Zeit mit verletztem Oberschenkel aus seiner gefährlichen Lage befreit. Nach aufmerksamer Pflege durch den Schiffs-Arzt während der Fortsetzung der Reise ward der Patient noch gestern in das hiesige "Stadt-Hospital" übergeführt, wo Dr. F. C. Breßler ihm seinen Beistand angedeihen läßt. Scherden ist unverheirathet, etwa 29 Jahre alt, aus Stettin, Provinz Pommern, gebürtig und, obwohl Schlosser von Profession, bereits seit 7 Jahren als Seemann thätig. Dr. Breßler hält die Verletzung Scherden. s für nicht gefährlicher Art, glaubt indeß schwerlich, daß derselbe schon nächste Woche mit dem Dampfer die Rückfahrt nach der alten Heimath wieder antreten kann.
Von den nach Baltimore Zurückkehrenden erwähnen wir als Kajüten-Passagiere Fried. Tesdorf, einen Verwandten der Firma Kremelberg & Co., sowie Hrn. P. Skoreng, den Besitzer eines an der Ecke von Canton-Ave. und Washingtonstraße belegenen Lagerbier-Salons.
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Die Offiziere des Dampfers "Amerika" sind: D. Mielke (Schwiegersohn des bekannten Regenschirm- u. Stockfabrikanten Friedr. Beck, Nr. 11, Northstraße) 1., H. Weber 2., J. Becker 3., H. Jacobs 4. Offizier; A. Neusell 1., L. Porzig 2., J. Wagner 3. und B. Sprathoff 4. Maschinist; Dr. Oskar Müller Arzt, J. Fastenau Proviant- und Zahlmeister, F. Döring Ober-Steward, A. Fricke Ober-Koch.
Die Ladung ... |
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Fundort: Baltimore |
Quelle: Der Deutsche Correspondent, 1.5.1885, Seite 4 |
Einsteller: Rainer Doerry 
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