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Baltimorer Wecker, 08.01.1859, Seite 2
Dresden, 9. Dez. Von O. L. Heubner, dem ehren und beklagenswerthesten unter unseren politischen Duldern, ist soeben wieder eine Weihnachtsgabe erschienen: "Willis der Lotse, oder Abenteuer einer im stillen Meere an unbekannter Küste schiffbrüchig gewordenen Emigranten-Familie. Aus dem Englischen, mit 12 Lithographien Dreden, R. Kuntze," Es ist bemerkenswerth, wie dieser Mann seine gezwungene Muße im Zuchthause literatisch verwenden kann. Der wirklich antik heroische Stoicismus, mit welchem er in 9jähriger Zuchthausstrafe eine solche Anzahl Kinderschriften, dann die auch in England anerkannte Uebersetzung und Zusammenstellung englischer Gedichte und endlich das Eingangs gedachte Buch entstehen ließ, ist das unfehlbare Zeichen eines edlen Charakters. Die früheren Schriften Heubners erschienen zum Theil unter der Chiffree O.R.H. Das neuesete Buch ist namenlos; sein Ertrag kommt Heubner und dessen Angehörigen zu. Nur unter der Bedingung, daß sein literarischer Erwerb in dem Maße die Verpflegungskosten decke, wie es bei anderen Gefangenen die Zwangsarbeit thut, ist Heubner die Beschäftigung mit der Literatur gestattet. |
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Fundort: Baltimore |
Quelle: Baltimorer Wecker, 08.01.1859, Seite 2 |
Einsteller: Rainer Doerry 
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