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Der Deutsche Correspondent, 20.09.1888, Seite 4
Ein herzliches Willkommen.- Unter den 75 Kajüten-Passagieren des gestern gelandeten Dampfers "Rhein" befanden sich 33 Baltimorer. Jedem Einzelnen wurde bereits bei der Ankunft am Pier ein freundlicher Empfang Seitens der Familienmitglieder und Angehörigen bereitet. Allein zwei Herren waren es, denen ein besonders festlicher Empfang bevorstand. Dies waren Hr. Friedrich Weber, Präsident der "Deutschen Feuer-Versicherungs-Gesellschaft," und Hr. Friedrich Schlegel, der Besitzer der allbekannten "Orchestrion-Halle." In der Behausung des Ersteren, Nr. 2125, Ost-Prattstraße, fanden sich zwei Gesellschaften ein, die eine aus Damen bestehend, welche die Gattin des Hrn. F. Weber, Frau Johanna Weber,[Anmerkung Erfasser: Es ist wohl ein Schreibfehler: Ein Friedrich Weber ist nicht auf der Passagierliste, und es sollte wohl "Wehr" heißen] die Präsidentin des "Allgemeinen deutschen Waisenhauses" und die Töchter des Hrn. H. H. Hobelmann nach mehrmonatlicher Abwesenheit wieder begrüßten und die oberen Räumlichkeiten des Hauses einnahmen; eine zweite, bestehend aus den Direktoren der "Deutschen Feuer-Versicherungsgesellschaft," welche in dem idyllischen Rauchzimmer des Souterains ihrem Präsidenten ein herzliches Willkommen entgegen brachten. Unter diesen befanden sich die HH. Jakob Beck, W. Schnauffer, H. R. Hönemann, Fr. Decker, H. H. Hobelmann, W. Hein, J. G. Hülshoff und A. H. Schulz.
Der Vice-Präsident Hr. A. H. Schultz begrüßte Hrn. F. Wehr in einer kurzen Ansprache und drückte seine Freude aus über das gesunde und prächtige Aussehen des lieben alten Herrn und brachte ein Hoch aus auf dessen ferneres Wohlergehen. Sichtlich ergriffen und freudig überrascht dankte Hr. F. Wehr in schlichten wohlgemeinten Worten, und lud die Herren zu einem kleinen Imbiß ein. Es ist wohl selbstverständlich, daß die Unterhaltung eine sehr animirte und lebhafte war, denn man hatte sich Vieles zu erzählen.
Schon früh am Nachmittage fanden sich die ersten Busenfreunde bei Hrn. Heinrich Schlegel ein, um ihm die Hand nach echter deutscher Art zu drücken. Hr. Heinr. Schlegel in seiner jovialen herzlichen Weise hatte für jeden eine interessante Neuigkeit; das Wichtigste jedoch war für Manchen die Einberufung zum Landsturm. Hr. Schlegel und sein amicus intimus Georg Plitt hatten nämlich eine längere Audienz bei dem deutschen Kriegsminister und theilten ihm mit, daß hier noch kerngesundes Kanonenfutter zu haben wäre.
In Folge Dessen erhielt hier eine ganze Reihe von prominenten deutschen Mitbürgern Stellungs-Ordres binnen drei Tagen (?) zu ihrem alten Regiment. Ob sie denselben Folge leisteten, wird eine demnächst stattfindende Conferenz entscheiden. Am Abend erschien der vollzählige "Arbeiter-Männerchor" mit seinem neuen Dirigenten W. Hartmann und brachte seinem beliebten passiven Mitgliede eine solenne Serenade, wobei die Chöre "ich grüße dich" von Hertel, "Schifflein" von Beschnitt, "Heimath" von Abt und "mein Himmel auf Erden" von Pfeil zum Vortrage gelangten. |
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Fundort: Baltimore |
Quelle: Der Deutsche Correspondent, 20.09.1888, Seite 4 |
Einsteller: Rainer Doerry 
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