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Täglicher Baltimore Wecker, 05.05.1871, Seite 2
Tod eines berühmten deutschen Arztes.
Von Wien wird berichtet: Ein glänzender Stern der Wissenschaft ist am 16. April erblichen ! Professor Oppolzer ist am selben Tage Mittags nach mehrtägigem Krankenlager am Flecktyphus gestorben. Der berühmte Arzt ist ein Opfer seines Berufes geworden. Während er theilnehmend an dem Lager eines Typhus-Kranken stand, ward der Keim der tödtlichen Krankheit in seinen Körper gelegt. Schon am vorigen Sonntage äußerte er mit der ihm eigenen humoristischen Gesprächsweise und Vertraulichkeit zu seinen Studenten: "Mir scheint, ich hab irgend wo einen Exanthematicus erwischt"; doch er konnte sich nicht entschließen, auch nur ein wenig der Ruhe zu pflegen. Auch am letzten Dienstag war es so. Zwei Stunden ungefähr hatte Oppolzer vorgetragen, da stürzte er - erschöpft und ohnmächtig - plötzlich zusammen. In das Zimmer seiner Assistenten überführt, erholte er sich nach einiger Zeit, worauf er in Begleitung derselben nach Hause fuhr. Der rege Geist ließ jedoch den Körper nicht ruhen, und schon Mittwoch ging Oppolzer wieder seinen Beschäftigungen nach, deren Folgen sich noch an demselben Abend leider bemerkbar machten. Das Uebel hahm nun ruhig zu. Menschliche Hülfe war vergebens.
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Fundort: Baltimore |
Quelle: Täglicher Baltimore Wecker, 05.05.1871, Seite 2 |
Einsteller: Rainer Doerry 
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