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Katholische Volkszeitung, 19.01.1878, Seite 7
Verheirathet:
Williamsburg, Long Island, N. Y., den 8 Januar 1878.- Heute wurde der Maria Verkündungs-Gemeinde die Gelegenheit geboten, einer schönen und erhabenen Hochzeitsfeier beizuwohnen, dergleichen nur selten stattfinden. Herr Georg Fleck und Fräulein Herrlein, der Sohn und die Tochter allgemein geachteter und wohlhabender Bürger und Familien dahier, waren das junge Brautpaar, die sich heute verehelichten und denen die schöne Feier galt. Ein Viertel nach 9 Uhr des Morgens öffnete sich das Hauptportal der Kirche und das jugendliche Brautpaar mit seinem Gefolge bewegte sich majestätisch durch die Kirche und nahm die ihm angewiesenen Plätze ein. Alle übrigen Sitze der ziemlich geräumigen Kirche waren schon fast alle besetzt. Auf das Zeichen der Glocke trat die hochw. Geistlichkeit mit ihrer zahlreichen Dienerschaft andächtig zum Altare Gottes, kniete nieder, während Hrn. Eurings 4stimmiges Veni creator so lieblich wie ein himmlicher Chorgesang, nebst prachtvoller Orgelbegleitung von der Empore hernieder tönte und gleichsam die anwesenden Herzen bezauberte und zur tiefen Andacht stimmte. Nach Beendigung desselben begaben sich die assistirenden Priester auf ihre Sitze, während der hochw. Pfarrer Hauptmann die Stufen des Altars bestieg und von da aus in einem kurzgefaßten Vortrag den Ursprung, das Wesen und die Wichtigkeit des h. Sakramentes der Ehe auseinandersetzte, die Nothwendigkeit der kirchlichen Einsegnung bewies und dann noch einige Winke andeutete, durch deren genaue Beobachtung sich die Brautleute ohne Zweifel den Segen des Himmels wie auch nicht minder alles zeitliche Glück zuziehen. Hierauf folgte die Trauung. Nachdem das Brautpaar seine Plätze wieder eingenommen hatte, begann sogleich die h. Messe, celebrirt vom Pfr. Hauptmann, assistirt von den hochw. HH. Dauffenbach, Pfarrer von Winfield, und Leander Schaffer, Hilfspriester der M. Verkündungs-Kirche. Nach dem "Pater noster" und dem Ite Missa est traten die Brautleute zu den Stufen des Altars und empfingendort den h. Segen, wie es die Rubrik im Missale vorschreibt. Hr. Fried. Debold, Organist der genannten Kirche, führte mit seinen ausgezeichneten Sängern Farmer. s Messe in B-Dur meisterhaft auf. Als Offertorium wurde das prachtvolle O Salutaris von Rossini, Solo, Duett, Trio und Quartet, mit besonderer Präcission vorgetragen, welches sowohl die Priester als die übrigen Anwesenden in heilige Stimmung versetzte. Nach Beendigung des erhabenen Gottesdienstes trat der hochw. Pfarrer Hauptmann nochmals vor die versammelte Menge, um dem jugendlichen Brautpaar gleichsam ein Abschieds-Strüußchen zu überreichen, welches besteht aus schönen Blumen: der rothe Rose - des lebendigen Glaubens, dem hoffungsvollen Immergrün - des wahren Gottvertrauern, der schönen weißen Rose - der reisnten Gottesliebe, der Nesseln der unaufhörlichen Wachsamkeit, dem Himmelsschlüssel der Verschwiegenheit, dem schönen Vergißmeinnicht der übernommenen Pflichten, zusammengesteckt mit einem Dorn aus der Leidenskrone Christi u. s. f.
Da nun die Familie Herrlein, sowie die Familie Fleck schon über 30 Jahren in Williamsburg wohnen und Beide durch umfangreiche Geschäfte mit einer großen Zahl Bürger verkehren, so läßt sich leicht denken, daß auch viele Andersgläubige, sowohl deutsche wie englishe, zugegen waren. Trotzdem herrschte die schönste Ruhe und Ordnung und Alle schienen von der erhabenen Feier des h. Opfers und dem harmonischen Gesang in glühende Andacht versunken.
Möge nun Gottes heiliger Segen stets auf diesem jugendlichen Brautpaare ruhen und das ersehnte Glück niemals von seinem Bunde weichen.
Ein Freund.
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Fundort: Baltimore |
Quelle: Katholische Volkszeitung, 19.01.1878, Seite 7 |
Einsteller: Rainer Doerry 
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